Bitte, lasst mich Mama werden! | Dr. Matthias Bloechle im Interview mit brigitte.de
Wie modern ist unsere Reproduktionsmedizin wirklich?
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Ein anthrazitgrauer Mercedes Benz fährt die Dahlmannstraße entlang. Kastige S-Klasse, Modell 500 SEL. Der Chauffeur raucht Marlboro und „Verdammt ich lieb dich“, das erfolgreichste Lied des Jahres, dröhnt aus dem rauschgestörten Radio. Der Beifahrer wippt ein wenig zum Rhythmus, als plötzlich das Autotelefon klingelt. Modernste Technik: C-Netz, fast keine Verbindungsabbrüche, faxfähig, Wurzelholzverkleidung. Hightech!
So oder so ähnlich könnte es gewesen sein, als Helmut Kohl am 13. Dezember 1990 zum Bundestag in Bonn gefahren wurde, um das Embryonenschutzgesetz zu beschließen. Man merkt schnell: 1990 ist ziemlich lange her. Heute fahren fast 1.000 Elektroautos im Fuhrpark der Bundesregierung, die Chauffeure würden wenn überhaupt E-Zigarette rauchen und „Verdammt ich lieb dich“ allenfalls in der Spotify-Schlager-Playlist spielen. Nach Bonn fährt Angela Merkel höchstens noch, wenn sie die Kirschblüte erleben will. Und das Autotelefon? Naja, das bedarf wohl keines weiteren Kommentars.
Es hat sich wirklich viel getan seit damals. Nur das Embryonenschutzgesetz, das den Missbrauch von Embryonen verhindern soll, ist anscheinend in den 90ern stehengeblieben. Satte 30 Jahre ist es alt und hat seither nichts an sich machen lassen. Also fast. 2011 hat es eine einzige Anpassung bekommen: Theoretisch dürfen Mediziner*innen Frauen seitdem mit der Präimplantationsdiagnostik (PID) zu einem Kind verhelfen. Praktisch ist das aber ein wenig komplizierter.
Zum Vergleich: Das Stromeinsparungsgesetz etwa, das genau wie das Embryonenschutzgesetz am 1. Januar 1991 in Kraft getreten ist, wurde im Jahr 2000 durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz ersetzt und selbst danach noch sechsmal angepasst – die nächste Novellierung kommt im Januar.
Warum aber bleibt ein Gesetz, das etwas so Elementares wie unsere Fortpflanzung betrifft, 30 Jahre lang fast unangetastet?
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